04 Eltern als Partner:innen
Download- Kapitelübersicht
- Einleitung
- Kernaussagen
- 4.1 Dimensionen und Arten der (Zusammen-)Arbeit mit Eltern
- 4.2 Zusammenarbeit und Haltung gegenüber Eltern definieren
- 4.3 Warum Eltern nicht teilnehmen
- 4.4 Wie erreichen wir die Eltern?
- 4.5 Erfolgreiche Settings
- 4.6 Weiterführende Links, Materialien und Literatur
4.3 Warum Eltern nicht teilnehmen
Erfahrungen zeigen, dass die Elternmitwirkung vor allem bildungsnahe, der Mittelschicht zugehörige Eltern anspricht. Eltern also, die z.B. am Thema Gesundheit interessiert sind, sich Informationen beschaffen und sich eine gesunde Ernährung und die Fitness fördernde Freizeitgestaltung leisten können. Ihre Teilnahme an Angeboten der Schule führt zu einer höheren Motivation, mehr Aufmerksamkeit und einem verbesserten sozialen Verhalten der Schüler:innen.
Während alle Eltern ihre Kinder bestmöglich auf ihrem Bildungsweg unterstützen möchten und der grösste Teil von ihnen – unabhängig vom Bildungsgrad – viel Zeit in die Hausaufgaben- und Lernhilfe investiert und so ihre Kinder motiviert, sind folgende Eltern oft weniger in der Lage, ihre Kinder zu unterstützen und in der Schule mitzuwirken: sozial benachteiligte Eltern, Eltern mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende, sozioökonomisch belastete Eltern sowie Eltern und Erziehungsberechtigte mit einer Suchtproblematik, depressiven Phasen usw.
Wenn Eltern nicht an Gesprächen und Anlässen der Schule teilnehmen, liegt es in der Regel nicht an ihrem Desinteresse. Die Ursache kann auch bei der Schule liegen. Prüfen Sie, ob einer oder mehrere der folgenden Gründe vorliegen [1]:
- Fehlende Willkommenskultur der Gemeinde, der Schule. Informationen erreichen die Eltern nicht, zu spät oder zu wenig verständlich. Eltern fühlen sich nicht angesprochen.
- Problemorientierte Ansätze bei der Ausschreibung.
- Fehlende oder wenig familienfreundliche Zeitgefässe. Schulbesuche sind aufgrund der Arbeitssituation nicht möglich. Fehlende Kinderbetreuung.
- Frühere oder aktuelle schlechte Erfahrungen mit schulischer Bildung und Angst vor «staatlicher» Ihr Vertrauen in einen Staat kann geschwächt sein.
- Häufige Erfahrung, nicht dazuzugehören, auf Unverständnis zu stossen oder sich nur schwer verständlich machen zu können, Sprachbarrieren.
- Andere Traditionen in der Herkunftskultur: Kommunikation mit der Schule erfolgt nur in Krisensituationen.
- Angst vor Ausschaffung, wenn die Kinder in der Schule Probleme haben.
- Mehrfachbelastungen, geringe soziale Integration, Scham und Minderwertigkeitsgefühle: Schichtzugehörigkeit, Armut, Arbeitslosigkeit, niedriges Bildungsniveau, Auffälligkeiten des Kindes oder Probleme der Eltern: Drogen-, Alkohol-, Gewaltprobleme usw.
- Erlebte oder erwartete Diskriminierung, z.B. Sprache, Hautfarbe, Herkunftsland, Geschlecht, Ausbildung, Benotung der Kinder, sichtbare gesundheitliche Belastungen wie Übergewicht.
- Angst, die eigene Kultur zu verlieren, aus der Herkunftsgemeinschaft ausgeschlossen zu werden, nicht mehr zurückkehren zu können, wenn sie sich nach den lokalen Werten orientieren.
- Die Schwierigkeiten, den Alltag zu meistern, sind so gross, dass Gedanken an die Zukunft nicht möglich sind.
- Haltung der Eltern: «Gesundheit und Erziehung ist Das geht die Schule nichts an!»
- Auch eine starke Belastung der Lehrpersonen kann die Zusammenarbeit behindern.
1 Mulle (2019)
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- Einleitung
- Kernaussagen
- 4.1 Dimensionen und Arten der (Zusammen-)Arbeit mit Eltern
- 4.2 Zusammenarbeit und Haltung gegenüber Eltern definieren
- 4.3 Warum Eltern nicht teilnehmen
- 4.4 Wie erreichen wir die Eltern?
- 4.5 Erfolgreiche Settings
- 4.6 Weiterführende Links, Materialien und Literatur