03 Schul- und Unterrichtsentwicklung

Die Gesellschaft wandelt sich schnell. Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Robotik, Unsicherheiten durch Pandemien oder Umwelt verändern unser Leben und fordern uns heraus. Um mit diesen Herausforderungen heute und auch in Zukunft gesund zu leben und den Wandel mitzugestalten, sind überfachliche Kompetenzen, das heisst personale, soziale und methodische Kompetenzen, gefragt.

Schon heute ist Sachwissen jederzeit abrufbar und digitale Medien nehmen uns viel Denkarbeit ab. Doch was zeichnet den Menschen im Vergleich zu Maschinen aus und was werden wir in Zukunft für ein gesundes Leben benötigen? Der Mensch unterscheidet sich von der künstlichen Intelligenz z.B. dadurch, dass er kritisch denken und reflektieren kann. Er kann zwischenmenschliche Beziehungen eingehen und ethisch handeln. Zudem sind Menschen fähig, selbstbestimmt und sinnstiftend zu leben und sich z.B. mittels Menschen- und Kinderrechten für ein menschenwürdiges Dasein aller einzusetzen. Die Weltgesundheitsorganisation hat hierfür folgende 10 Lebenskompetenzen definiert [1]:

1. Selbstwahrnehmung
2. Empathie
3. Kreatives Denken
4. Kritisches Denken
5. Entscheidungsfähigkeit
6. Problemlösefertigkeit
7. Effektive Kommunikationsfertigkeit
8. Interpersonale Beziehungsfertigkeiten
9. Gefühlsbewältigung
10. Stressbewältigung

Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass solche Kompetenzen auch im Berufsleben gefordert sind. Gesucht werden Personen, die sozialkompetent, flexibel, kommunikativ, mitdenkend, vorausschauend und zuverlässig sind, die ein gesundes Durchsetzungsvermögen und ein sicheres Auftreten haben und sich in ein interdisziplinäres Team integrieren können. Die überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21 setzen genau da an und werden an Wichtigkeit zunehmen, sowohl aus gesellschaftlichen, gesundheitlichen, wirtschaftlichen Gründen als auch hinsichtlich der globalen Herausforderungen der Umwelt.

Da Kinder und Jugendliche einen grossen Teil ihrer Zeit in der Schule verbringen, nimmt diese eine wichtige Rolle bei der Vermittlung überfachlicher Kompetenzen ein. Das Schulleben, der Unterricht, die Umgebung und die Kooperationen müssen entsprechend gestaltet sein und Gelegenheiten schaffen, damit Schüler:innen Stärken entfalten und ihre überfachlichen Kompetenzen entwickeln können. Sie lassen sich u.a. vertiefen und festigen

• mit einem protektivem Schulklima, Regeln, Partizipation, Konfliktlösungsstrategien etc.,
• mit fächerübergreifendem Projektunterricht mit aktivierenden Fragestellungen und
• mit den Unterrichtsmodulen von MindMatters.

MindMatters leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21, sondern fördert gleichzeitig auch die Lebenskompetenzen. Diese werden in den einzelnen Unterrichtsmodulen aufgezeigt. Zudem stellt der Werkzeugkasten für registrierte MindMatters-Schulen Unterlagen zur Verfügung, die auch die Verknüpfung mit dem Fachunterricht nach Lehrplan 21 aufzeigen. Informationen zum Programm und zu Kontaktangaben finden Sie unter www.mindmatters.ch.

«Abenteuerinsel» ist eine multithematische Methode zur Förderung der Lebenskompetenzen von www.feel-ok.ch und umfasst rund 30 thematische Einheiten. Dazu enthält «Abenteuerinsel» zahlreiche Überraschungsaufgaben, mit denen Heranwachsende Lebenskompetenzen erleben können. Eine YouTube-Videoanleitung weist auf die Besonderheiten von «Abenteuerinsel» hin.

Die Orientierungshilfe überfachliche Kompetenzen mit dem Fokus auf Gesundheit und Nachhaltigkeit des Schulnetz21 unterstützt die Reflexion und bietet praktische Ideen für den Schulalltag: www.schulnetz21.ch > Instrumente > Überfachliche Kompetenzen.

Vision «Schule21 macht glücklich»
Der Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz VSLCH stösst in seiner Vision «Schule21 macht glücklich» die Diskussion über die Zukunft der Schule an. Folgende Zitate geben wichtige Impulse [2]:

«Es ist eine Schule, in der jeder einzelne Schüler, jede einzelne Schülerin seine, ihre eigene Struktur hat, und an gemeinsamen Projekten mitarbeitet. Es ist eine Schule, in der die Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam lernen, Entwicklungen durch Selbstgestaltung initiieren, in Kooperation Kurse planen, miteinander über ihre Erfahrungen in der Lernberatung sprechen und ihre Zusammenarbeit und Erfolge gebührend wertschätzen. Es ist eine Schule, in der die Schülerinnen und Schüler sich selbst einschätzen lernen und in der sie weitgehend selber entscheiden, was sie mit ihrer Zeit anfangen wollen. Es ist eine Schule, die allen Menschen offensteht, jeden Morgen, jeden Nachmittag und jeden Abend, wann immer sie es wünschen.»

«Es ist eine Schule mit originellen und kreativen Projekten, die aus den Herzen der Kinder und Jugendlichen entspringen und einen direkten Zusammenhang mit den grossen Herausforderungen unserer Zeit haben. Es ist eine Schule, in der die komparativen Vorteile der Technologien verstanden, anerkannt und gezielt genutzt werden. Es ist eine Schule, in der sich alle verständigen und in der die benötigten Grundlagen für kreatives Denken und Handeln ermöglicht werden. Es ist eine Schule, in der Schülerinnen und Schüler die Sprache des kritischen Denkens lernen und die Sprache der Emotionen. Es ist eine Schule, in der formativ begutachtet wird, mittels Selbst-, Peer- und Fremdbegutachtung.»

«So ist es eine Schule, die sich nicht als Organisation versteht, nicht als Organismus, sondern vielmehr als Ökosystem, in dem Betroffene zu Beteiligten werden. Als Hauptakteure erhalten die Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern die höchstmögliche Beachtung, wenn es um Einbezug, Mitgestaltung und Mitbestimmung geht. Schulen21 verändern die Welt, und sie tun dies, indem sie aus den besten Erfahrungen lernen und konkrete Massnahmen ergreifen, jeden Tag aufs Neue (vgl. Hernando Calvo, 2015).»