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3. November 2021

03 Schul- und Unterrichtsentwicklung

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3.3 Wie Schulleitungen gesundheitsfördernd führen können

Die gelebte Haltung der Schulleitung und deren pädagogische Überzeugungen, die auf einem positiven Menschenbild basieren und sich am Wohlergehen der Schüler:innen und Mitarbeitenden orientieren, sind wichtige Voraussetzungen für eine gesundheitsfördernde Schulkultur. Sie sollten Bestandteil der Vision, des Schulprogramms und der Schulstrategie sein, selbstbewusst und klar kommuniziert und im Alltag gelebt werden.

Transfomationaler Führungsstil und «nah dran sein»
Der Führungsstil der Schulleitungen beeinflusst die Arbeitszufriedenheit, das Commitment und das Wohlbefinden der Lehrpersonen. Wie Schulleitungen führen und handeln, wirkt sich nachweislich auch auf das Wohlbefinden und den Lernerfolg der Schüler:innen aus. Relevante Aspekte sind z.B. die Vermittlung einer Vision, die Förderung einer anerkennenden Schulkultur, in der sich alle sicher und respektiert fühlen, die Förderung der Veränderungsbereitschaft sowie Aufbau und Pflege der Kommunikation und Kooperation.

Studien zeigen, dass sich der transformationale Führungsstil besonders positiv auswirkt und Burn-outs vorbeugen hilft. Wesentliche Merkmale dieses Führungsstils sind echte Partizipation, individuelle Unterstützung und Förderung der Mitarbeitenden, Kommunikation und Fairness, gemeinsame Ziele und Perspektiven sowie die Förderung von Weiterbildungen [1].

Als wichtigster Erfolgsfaktor in der Arbeit der Schulleitenden mit Lehrpersonen, Schülerinnen/Schülern und Eltern stellt sich immer wieder die Beziehungsqualität heraus – dasselbe gilt für die Arbeit der Lehrpersonen mit den Schülerinnen/Schülern und Eltern. Im Forschungsbericht von Schratz et al. [2] wird dies mit «nah dran sein» beschrieben. Das professionelle Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz ist für das pädagogische Handeln auf allen Ebenen bedeutsam, insbesondere auch für das Führungsverhalten. Die folgende Tabelle zeigt, was «nah dran sein» für Schulleitende bedeutet.

3.3 Nah Dran Sein Tabelle: Facetten von «nah dran sein» [3]

Doch wie kann Schulleitungshandeln bei all diesen Facetten erfolgreich gemeistert werden? Dazu wurden drei Taktiken identifiziert [4]:

  1. bewusster Einbezug des Teams in Entscheidungsprozesse,
  2. inspirierende Appelle,
  3. Legitimation durch die Schulpolitik sowie die Führungsposition.

«Nah dran Sein» ermöglicht es den Schulleitungen, Bedürfnisse, Ressourcen und Herausforderungen der Lehrpersonen, Schüler:innen, Eltern, aber auch der Behörden und des Schulumfelds wahrzunehmen und zu nutzen. Diese Beziehungen werden im alltäglichen Leitungsalltag aufgebaut und gepflegt, in Strukturen wie z.B. Konferenzen, Elternzusammenarbeit (vgl. Kapitel 4), Netzwerken mit schulzugewandten Diensten, Kinder- und Jugend-Akteurinnen/-akteuren der Gemeinden usw.

Achtsamkeit und «sich kümmern»
Das «nah dran Sein» wird durch die Dimensionen der Achtsamkeit und «sich kümmern» erweitert. Achtsamkeit zeichnet sich dadurch aus, dass man jedem einzelnen Menschen Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringt. Dazu müssen Schulleitende präsent und zeitlich verfügbar sein, z.B. durch eine Politik der offenen Türe oder klar kommunizierte, regelmässige Sprechstunden. Sich aktiv kümmern kann man z.B. durch interessierte, motivierende Kurzbesuche im Unterricht, die ein Gefühl von Anteilnahme und Teilnahme vermitteln. Dies soll nicht nur in Problemsituationen geschehen, sondern zum Alltag gehören und auch in diesem Sinne kommuniziert werden. Ein wertschätzendes Gespräch, interessiertes Nachfragen und Unterstützung bei Alltagsfragen gehören dazu.

Vorgehen in schwierigen Situationen
In problembehafteten Situationen sollte man ein anderes Vorgehen wählen und sich zunächst im Leitungsteam und/oder mit anderen Schulleitungen austauschen. Es hilft, mit einer Analyse der Situation aus eigener Sicht (Haltung), aus Sicht des Kollegiums, der Schüler:innen und gegebenenfalls der Eltern zu beginnen. Die Einschätzung der verschiedenen Perspektiven erfolgt idealerweise in einem entspannten Moment und möglichst objektiv. Eine professionelle Kommunikation ist für das weitere Vorgehen zentral. Falls schwierige Gespräche mit Mitarbeitenden durchgeführt werden müssen, sollte man eine gemeinsame Lösung anstreben und Eskalationen vermeiden. Es ist eine Führungsstärke, wenn im richtigen Moment Unterstützung beigezogen wird, z.B. durch kantonale Schulberatung.

Managementfähigkeiten
Zusätzlich zum Führungsstil haben die Managementfähigkeiten einen hohen Stellenwert, z.B. die Sicherstellung von finanziellen, personellen und materiellen Ressourcen. An der Spitze eines erfolgreichen gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprozesses steht eine Schulleitung mit einer ausgeglichenen Balance von Führungs- und Managementfähigkeiten.

Der Beitrag von MindMatters zum Qualitätsbereich Schulführung und Management finden Sie unter 10.2.

1    Achermann Fawcett, Keller & Gabola (2018)
2    Schratz et al. (2019)
3    ebd.
4    ebd.