03 Schul- und Unterrichtsentwicklung
Download- Kapitelübersicht
- Einleitung
- Kernaussagen
- 3.1 Die Bedeutung des Schulklimas
- 3.2 Eine gemeinsame Haltung und Schulkultur entwickeln
- 3.3 Wie Schulleitungen gesundheitsfördernd führen können
- 3.4 Partnerschaften mit dem schulischen Umfeld pflegen
- 3.5 Merkmale des Unterrichts
- 3.6 Immer entscheidender: überfachliche Kompetenzen
- 3.7 Partizipation der Schüler:innen fördern
- 3.8 Weiterführende Links, Materialien, Literatur
3.2 Eine gemeinsame Haltung und Schulkultur entwickeln
Die psychische Gesundheit der Schüler:innen zu fördern, sollte nicht als zusätzliche Aufgabe, als einzelnes Projekt oder als einmalige Aktion verstanden werden. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem die Schule die psychische Gesundheit mit denselben Massnahmen stärken kann, mit denen sie auch das Lernen der Kinder und Jugendlichen fördert.
Damit der Prozess gelingt, sollten die Verantwortlichen:
- einen Konsens in der Schule darüber entwickeln, was psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern bedeutet;
- in gemeinsamer Verantwortung ein gutes Schulklima gewährleisten (vgl. Kapitel 3.1);
- der Gesundheit der Erwachsenen – insbesondere der Lehrpersonen – Sorge tragen (vgl. Kapitel 2.3);
- den Austausch, die Zusammenarbeit und die Vernetzung der schulinternen (Schulleitung, Lehrpersonen, Schulsozialarbeitende) und schulexternen Akteurinnen und Akteuren (Eltern, Schulpsychologinnen/-psychologen, Schulärztinnen/-ärzten, weitere Fachstellen) fördern, um voneinander zu lernen und die Rollen und Verantwortlichkeiten zu klären (vgl. Kapitel 3.4 und 4).
Die Schulleiter:innen haben stets Vorbildcharakter (vgl. Kapitel 3.3). Sie sollten:
- sich den andern gegenüber wertschätzend verhalten;
- offene Ohren für die Anliegen der Lehrpersonen, der Schüler:innen und der Eltern haben;
- Mitverantwortung für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden an der Schule übernehmen.
Die Lehrpersonen sollten:
- angemessen hohe Erwartungen an die Schüler:innen haben, verlässliche Beziehungen zu ihnen aufbauen, sie in ihrem Lernen unterstützen und einen Unterricht gewährleisten, in dem möglichst wenig Über- oder Unterforderung entsteht (vgl. Kapitel 3.5);
- Möglichkeiten im Schulalltag schaffen, um die Sozial- und die Selbstkompetenzen der Schüler:innen zu fördern (vgl. Kapitel 3.6 und 3.7).
A. Schule als angstfreier Raum
- Erwachsene und Kinder begegnen sich mit Achtung und Respekt.
- Klare Normen und Regeln gewährleisten die Sicherheit aller.
- Konflikte werden angesprochen und konstruktiv gelöst.
- Schulmitarbeitende gehen wirkungsvoll gegen Mobbing vor [1] (vgl. Kapitel 8)
B. Schule als Entfaltungsraum
- Schüler:innen können das Geschehen mitgestalten, z.B. in Form eines Schülerrates oder eines Ideenbüros (vgl. Kapitel 3.7).
- Schüler:innen unterstützen sich gegenseitig, z.B. durch Peer-to-Peer Unterstützungsangebote, Schüler:innen-Coachings oder Lernateliers.
C. Schule als lebenswerter Raum
- Die Innen- und Aussenräume sind angenehm gestaltet.
- Es gibt genügend Platz und Anregung für Bewegung.
- Es gibt ruhige Begegnungsorte und Rückzugsorte.
- Die Schüler:innen fühlen sich zur Klasse zugehörig.
Um eine nachhaltige Kultur der Anerkennung und Kooperation zu entwickeln ist es sinnvoll, die Inhalte von SchoolMatters und MindMatters in den Alltag, die laufende Schulentwicklung und das Qualitätsmanagement zu integrieren:
- Die psychische Gesundheit aller soll in Haltungsdiskussionen, Leitbildprozessen, Strategien, Reformen, Mehrjahresprogrammen mitgedacht werden und konkret einfliessen.
- Die Indikatoren der Qualitätsorientierungen helfen (vgl. Kapitel 10.2), die Entwicklung sichtbar zu machen und darüber zu sprechen. Erfolge und Schritte in die gewünschte Richtung sollen wertgeschätzt und Massnahmen für Herausforderungen gemeinsam getroffen werden.
- Im Alltag helfen regelmässige Austauschgefässe (z.B. Unterrichtsentwicklung, Früherkennungs-Frühinterventions-Gruppe), gegenseitige Unterstützung im Kollegium, positive Fehlerkultur oder regelmässige Traktanden an Sitzungen zu «wie geht’s?», «Perlen aus dem Alltag» oder «wie würdet ihr diesen Fall lösen?».
Schulinterne Unterstützungsangebote können nicht nur fördernd für die Schüler:innen wirken, sondern auch entlastend für die Lehrpersonen:
- Schulsozialarbeiter:innen sind niederschwellige Beratungspersonen vor Ort.
- Klassenassistentinnen/-assistenten unterstützen Schüler:innen im Unterricht.
- Schulinseln können hilfreich sein, wenn Kinder sie freiwillig aufsuchen.
Wenn Schulen nebst den bereits genannten Massnahmen einen Schwerpunkt bei der Förderung der psychischen Gesundheit der Schüler:innen legen möchten, können sie spezifische Programme umsetzen. Beispiele sind «MindMatters», «Herzsprung», «SOLE», «DENK-WEGE» und «Start Now». Um sie längerfristig umzusetzen und an der Schule zu verankern, sollten sie an die lokalen Begebenheiten angepasst und der Bezug zum Lokalen hergestellt werden. Bei der Umsetzung sollten Handlungsspielräume der Schule genutzt und Ideen der Schulmitarbeitenden mit einbezogen werden.
Beachten Sie zur Umsetzung und Verankerung von SchoolMatters/MindMatters auch das Kapitel 10 und zu den Beiträgen von MindMatters/SchoolMatters zum Qualitätsbereich «Schulkultur» das Kapitel 10.2.
1 Mobbing kann für die psychische Gesundheit, die Lebensqualität und den Selbstwert ein hohes Risiko darstellen, vgl. Meidert (2014).
- Kapitelübersicht
- Einleitung
- Kernaussagen
- 3.1 Die Bedeutung des Schulklimas
- 3.2 Eine gemeinsame Haltung und Schulkultur entwickeln
- 3.3 Wie Schulleitungen gesundheitsfördernd führen können
- 3.4 Partnerschaften mit dem schulischen Umfeld pflegen
- 3.5 Merkmale des Unterrichts
- 3.6 Immer entscheidender: überfachliche Kompetenzen
- 3.7 Partizipation der Schüler:innen fördern
- 3.8 Weiterführende Links, Materialien, Literatur