02 Die psychische Gesundheit der Schulleitenden und Lehrpersonen
Download2.3 Handlungsempfehlungen für Schulleitungen und Behörden
Schulen stehen in Bezug auf die Förderung der Lehrpersonengesundheit an ganz unterschiedlichen Orten. Wichtig ist, die Bedürfnisse der Schule vor Ort sowie die Ziele zu klären, um anschliessend konkrete und alltagstaugliche Massnahmen zu planen und umzusetzen. Die Zielerreichung und die Wirkung der Massnahmen sollten regelmässig besprochen und je nach Ergebnis angepasst werden. Eine externe Schulberatung hat sich dabei als ein Erfolgsfaktor herausgestellt, z.B. über das Angebot «Schule handelt – Stressprävention am Arbeitsort» (siehe Box).
«Schule handelt – Stressprävention am Arbeitsort» ist ein Angebot zur Stärkung der Gesundheit von Lehrpersonen, Schulleitungen und weiteren Mitarbeitenden der Schule. Die Co-Leitung der Allianz BGF in Schulen hat dieses Angebot zusammen mit RADIX und Gesundheitsförderung Schweiz lanciert. «Schule handelt» ist ein Schulentwicklungsprozess, der es Schulen ermöglicht, systematische betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) zu etablieren. Es handelt sich dabei um ein praxiserprobtes, evaluiertes, ganzheitliches und nachhaltiges Angebot auf Verhältnis- wie auch auf Verhaltensebene und richtet sich an öffentliche sowie private Schulen aller Stufen. Zu Beginn findet eine Standortbestimmung zu Ressourcen, Belastungen und Befinden statt, welche die Grundlage für einen partizipativen Entwicklungsprozess bietet. Für die Umsetzung von «Schule handelt» gibt es personelle und finanzielle Unterstützung von verschiedenen Seiten. Mehr Informationen unter www.schule-handelt.ch.
Der Prozess der Gesundheitsförderung wird idealerweise in die Schulentwicklung integriert und findet im Alltag statt. Wichtig für den Erfolg sind ein klares Commitment der Behörden, ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen, ein geeigneter Führungsstil der Schulleitung (vgl. Kapitel 3.3) und die Kooperation der Lehrpersonen mit der Schulleitung und untereinander.
Behörden können Rahmenbedingungen schaffen, die die Gesundheit aller Beteiligten fördern. Dazu gehören z.B. Anerkennung und Wertschätzung der Schulleitung und der Gesamtschule oder Erteilung eines offiziellen Auftrags für die Stärkung gesundheitsfördernder Kompetenzen und Ressourcen des Schulpersonals (z.B. Weiterbildung, Teamentwicklung, Beratung).
Das Vorgehen bei der Förderung der psychischen Gesundheit von Lehrpersonen erfolgt nach den gleichen Prinzipien wie bei den Schülerinnen und Schülern; beides lässt sich miteinander koppeln. Einige Massnahmen, die die Schulleitung umsetzen kann:
- Verbesserung der Beziehungen im Kollegium und Aufbau unterstützender Netzwerke.
- Positive Beziehungen, ein alle einschliessender Austausch wie auch Interaktionen im Lehrpersonenzimmer und auf Konferenzen, denn Ausschluss, Mobbing, Erniedrigungen, öffentliches Lächerlichmachen oder Sarkasmus unter Lehrpersonen untergraben die Kollegiumsmoral.
- Verbesserung der räumlich-organisatorischen Umwelt (z.B. Umgestaltung des Lehrpersonenzimmers, Einführung einer störungsfreien Pause, Trennung von Verwaltungs- und Unterrichtsaufgaben).
- Im Rahmen des ganzheitlichen Schulansatzes Themen wie «Lehren», «Disziplin» und «Umgang mit sozialer Ungleichheit» etc. gemeinsam im Kollegium besprechen.
- Sich langfristigen Zielen annähern, z.B. durch realistische Teilziele.
- Leistung und Engagement anerkennen, wertschätzen und belohnen.
- Würdigen, dass die Suche und Bitte nach Hilfe und Unterstützung auch Mut erfordert.
- Eine Unterstützungs- und Feedbackkultur aufbauen.
- Interne und externe Netzwerke für Austausch, soziale Unterstützung und Beratung aufbauen.
- Transparent und sinnvoll kommunizieren.
- Administrative Arbeiten auf ein Mindestmass reduzieren.
- Support in herausfordernden Klassen und Situationen anbieten.
Das Bundesamt für Gesundheit, bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz und die Allianz BGF in Schulen haben gemeinsam mit der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), verschiedenen Pädagogischen Hochschulen, Stiftungen, Schulnetz21 und den Kantonen entsprechende Handlungsempfehlungen publiziert. Dabei wurden Massnahmen zur Reduktion von Belastungen und Förderung von Ressourcen der Lehrpersonen relevanten Handlungsfeldern zugeteilt. Diese lassen sich jedoch nicht immer trennscharf voneinander abgrenzen, überschneiden sich und können sich gegenseitig beeinflussen.
Download: Bundesamt für Gesundheit, bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz und die Allianz BGF in Schulen (Hrsg.) (2020). «Empfehlungen zur Förderung der Lehrpersonengesundheit – Handlungsfelder für Behörden, Schulleitende und Lehrpersonen»